Lassen Sie uns mal über Geld sprechen – SROI-Studie für das Johannes-Hospiz abgeschlossen

Das Johannes-Hospiz ist im Rahmen einer SROI-Studie mit der xit GmbH der Frage nachgegangen: Was passiert eigentlich mit den Mitteln, die die öffentliche Hand und die Spender in die Angebote investieren? 

Wenn wir über die Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen oder die besondere Pflege in der Hospizarbeit sprechen, geht es um Menschen in einzigartigen Situationen und um speziell geschulte Mitarbeiter, die hauptamtlich oder ehrenamtlich Zeit und Zuwendung aufbringen. An dieser Stelle über finanzielle Mittel und gar Rendite zu sprechen, wirkt zunächst befremdlich, technisch und fehl am Platz. Aber es ist wichtig. Soziale Dienstleistungen sind Teil eines komplexen Sozialsystems, das sich stets verändert. Eine Privatperson, die eine kleine oder größere Spende für eine gute Sache macht, möchte wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Kommt es bei den Menschen an? Wird damit das unterstützt, was ich gut finde? 

Die Glücksspirale hat diese Studie ermöglicht.

Der Wunsch nach Transparenz ist nachvollziehbar und eine wichtige Instanz für die Organisation, die die Spenden bewirtschaftet. Dass die öffentliche Hand ähnliche Fragen stellt, ist ein neueres, sinnvolles Phänomen. Denn erst wenn Transparenz über die Finanzen herrscht, kann man auch sachlich über die Inhalte der Leistungen sprechen.

Hospiz-Angebot weniger teuer als es scheint

Für das stationäre Hospiz mit bis zu zehn Plätzen, den ambulanten Hospizdienst und die Akademie standen 2013 insgesamt 1,6 Mio. Euro zur Verfügung. Nur 51 % davon stammen von den Krankenkassen. Ein Drittel (33 %) wurde über Spenden finanziert und die restlichen 13 % kamen aus zusätzlichen Quellen wie Glücksspielabgaben und Stiftungen. Dazu kommt noch ehrenamtlich geleistete Arbeitszeit im Wert von 70.000 Euro, wenn man mit Mindestlohn rechnet. Das ist hinsichtlich des sehr hohen fachlichen Niveaus aber noch unterschätzt.Die öffentlichen Kassen investieren nicht nur in die Angebote. Sie nehmen auch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge ein. Von 100 Euro aus öffentlichen Zuflüssen zahlt das Johannes-Hospiz 64 Euro direkt wieder zurück (über 500.000 Euro im Jahr). Auch die Spenden sind für diese Rückflüsse mitverantwortlich und kommen damit immer auch zu einem Teil der Allgemeinheit zugute.Hohe und stabile Lebensqualität in den letzten Tagen.

Das Hauptziel der Hospizarbeit ist jedoch nicht, Steuern und Sozialabgaben zu erwirtschaften, sondern eine möglichst hohe Lebensqualität am Lebensende zu erhalten.Es geht nicht nur um reine körperliche Schmerzlinderung. Denn Schmerz, so die Begründerin der Hospiz-Bewegung Cicley Saunders, geht darüber hinaus. Es gibt auch immer psychische Schmerzen, soziale Schmerzen und spirituelle Schmerzen. Man spricht daher vom Total-Pain-Konzept. Auch diese Wirkung lässt sich messen.

Mit einem eigens von xit entwickelten Fragebogen wurden 31 Bewohner/innen des stationären Hospizes und ihre Angehörigen am Anfang und erneut nach einer guten Woche befragt. Es zeigte sich, dass ihre Lebensqualität trotz eskalierender Krankheitsverläufe auf einem sehr hohen Niveau stabil blieb, gerade in der körperlichen Dimension. Psychische Aspekte (z. B. Angst, Traurigkeit) und soziale Aspekte (z. B. Sorge um die zurückbleibenden Angehörigen) belasteten die Menschen zwar deutlicher, verschlechterten sich aber nicht bzw. konnten teilweise sogar gelindert werden. Nettokosten im Hospiz nicht höher als bei Alternativen. Weiterhin hat die Studie gezeigt, dass die Kosten der Palliativversorgung im Johannes-Hospiz für die öffentliche Hand zunächst zwar am kostenintensivsten, nach Abzug der Rückflüsse aber nicht teurer ist als die ambulante spezialisierte Palliativversorgung (SAPV) im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim.

Das Fazit der SROI-Studie lautet nicht, dass das Hospiz die grundsätzlich beste Versorgung für Sterbende sei. Nicht jeder, der palliative Leistungen benötigt, braucht und möchte einen Hospizplatz. Aber es ist ein wichtiges Ergebnis, dass stationäre Hospizversorgung die Lebensqualität von Sterbenden und ihren Angehörigen auf hohem Niveau zu stabilisieren vermag und nicht aus Kostengründen eine Sonderstellung einnehmen sollte, sondern vielmehr einen selbstverständlichen Platz in der Versorgungsgerechtigkeit einnehmen kann. 

Dieser Beitrag ist in etwas ausführlicher Form in KAIROS Nr.26, März 2016, dem Magazin des Johannes-Hospiz Münster erschienen.