Teilhabeindex
Instrument zur Messung Sozialer Teilhabe innerhalb einer Stadt
Der Index Soziale Teilhabe (Teilhabeindex) ist ein Instrument um soziale Teilhabe in einer Stadt abzubilden. Jeder Stadtbezirk erhält einen Wert auf einer Skala von 0 bis 100. So können unterschiedliche Lebenschancen und soziale Ungleichheit transparent abgebildet werden.
Soziale Teilhabe, Teilhabechancen, soziale Ungleichheit oder soziale Ungerechtigkeit – jeder hat ein persönliches Verständnis davon, was damit gemeint ist. Ebenso weiß jeder, wie sich diese Begriffe auch ganz real im Stadtbild im Vergleich einzelner Stadtvierteln zeigen. Wenn man einige Zeit in einer Stadt lebt und sich mit dieser verbunden fühlt, dann “merkt” man, dass es sozial schwächere Stadtteile gibt. Dann “weiß” man, dass die Bewohner mancher Viertel schlechtere Aufstiegschancen haben. Dann “spürt” man, dass soziale Ungleichheit zwischen verschiedenen Ecken der Stadt existieren. Und man kommt zu dem Schluss, dass hier etwas gemacht werden muss. Dass mit gezielten Maßnahmen gegengesteuert und diese sozialen Unterschiede abgebaut werden müssen. Doch bei der Frage, wo ganz konkret angesetzt werden soll – wo die sozialen Maßnahmen am dringendsten gebraucht werden – tut man sich in der Argumentation dann doch schwer.
Gerade aber diese Argumentation ist für Wohlfahrtsverbände und soziale Dienste wichtig. Sie wissen häufig, wo es konkrete Hilfsbedarfe gibt, aber können nur bedingt überzeugende Zahlen liefern, die Politiker*innen überzeugen. Zudem ist es oftmals im Hinblick auf begrenzte Ressourcen wichtig, zielgerichte Maßnahmen zu ergreifen als nach dem Gießkannenprinzip zu handeln. Denn Kaufkraftunterschiede von 45% machen etwas aus zwischen Stadtvierteln. Genauso, ob der Anteil von Kindern, die von Hartz4 leben müssen bei 2% oder bei knapp 70% liegt.
Wie also kann man diese wahrgenommen sozialen Unterschiede auch wissenschaftlich greifbar machen? Wie kann man sie messbar und damit auch vergleichbar machen? Man kann das Einkommensniveau oder den Bildungshintergrund oder die Arbeitslosenquote als Indikator heranziehen, um sich damit diesen Fragen anzunähern. Aber wird man damit dem gesamten Phänomen gerecht?
Wir haben uns der wissenschaftlichen Herausforderung gestellt und im Zuge einer Studie zur sozialen Teilhabe in der Stadt Bonn einen Teilhabeindex entwickelt. Mit unserem Index Soziale Teilhabe (Teilhabeindex) haben wir eine sozialwissenschaftliche Methodik entwickelt, die genau diesem Anspruch möglichst gerecht werden will: der Messung und dem Vergleich sozialer Teilhabechancen auf Ebene einzelner Stadtviertel.
Die methodische Herausforderung bei der Identifizierung von sozialen Problemlagen besteht in der Breite des Themas. Soziale Herausforderungen sind vielfältig, individuell und teilweise nur schwer messbar. Sie umfassen Einkommensarmut, Vereinsamung, die Wohnsituation, Bildung, Kriminalität, Mobilität und – je nach angelegter Definition – eine Vielzahl weiterer Aspekte.
Im weiteren Verlauf dieser Studie nutzen wir den Begriff der „Sozialen Teilhabe“ zur Erfassung all dieser Aspekte. Soziale Teilhabe – in der von uns verwendeten breiten Definition – umfasst daher politische, kulturelle und berufliche Aspekte. Sowie alle Faktoren, die diese Aspekte beeinflussen oder steuern. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass alle Themen berücksichtigt und analysiert werden können, die das gesellschaftliche Miteinander in einer Stadt beeinflussen und prägen. Eine umfangreiche Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben bedeutet dabei eine hohe soziale Teilhabe. Eine geringe soziale Teilhabe bedeutet dagegen eine Ausgrenzung von der Gesellschaft und damit auch eine verminderte Lebensqualität.
Konkret haben wir statistische Daten zu den folgenden Parametern in die Berechnung des Index Soziale Teilhabe (Teilhabeindexes) einbezogen. Die Vielfältigkeit dieser Indikatoren gewährleistet dabei eine möglichst vollständige Abdeckung des zugrunde liegenden „breiten“ Teilhabekonzeptes. Dabei können individuelle Parameter in einer Stadt zusätzlich noch berücksichtigt werden.
Der Teilhabeindex setzt sich aus verschiedenen Variablen zusammen. Um den Teilhabeindex zu bilden, normen wir alle einzelnen Variablen. Der Wert 0 wird dabei dem Stadtviertel zugeordnet, das in der jeweiligen Variable die geringsten Werte und damit Teilhabechancen aufweist (beispielsweise die geringste Kaufkraft), der Wert 100 dem Stadtviertel mit der größten Teilhabemöglichkeit. Die normierten Variablenwerte spiegeln somit das Verhältnis der untersuchten Stadtviertel untereinander wider. Je größer die Differenz zwischen zwei Stadtvierteln ausfällt, desto ungleicher sind die Teilhabechancen für die Bewohner in diesen Vierteln.
Aus diesen einzelnen Variablen bilden wir in einem nächsten Schritt den Teilhabeindex. Dabei können die einzelnen Dimensionen unterschiedlich gewichtet werden. Auch der Index Soziale Teilhabe (Teilhabeindex) ist auf Werte zwischen 0 und 100 normiert.
Im Ergebnis dieser doch recht komplexen Berechnung steht dann allerdings für jedes Stadtviertel ein einzelner Wert zwischen 0 und 100. Dieser Wert gibt die sozialen Teilhabechancen im Verhältnis zu den anderen Stadtvierteln an. Damit kann man sich schnell einen Überblick darüber verschaffen, in welchen Teilen der Stadt die sozialen Teilhabechancen besonders hoch sind, welche Stadviertel im Mittelfeld stehen und welche Stadtteile ganz objektiv als soziale Brennpunkte bezeichnet werden müssen.
Dabei soll der Teilhabeindex allerdings in keinster Weise als Werkzeug herangezogen werden, um einzelne Stadtteile oder deren Bewohner zu stigmatisieren. Vielmehr sollen die Ergebnisse bestehende soziale Problemlagen objektiv und wissenschaftlich fundiert aufzeigen. Nur wenn man sich der Existenz und dem Ausmaß dieser reale Problemlagen bewusst ist, kann letztendlich zielgerichtet darauf reagiert werden. Nur so ist es möglich die knappen Ressourcen für soziale Fördermaßnahmen auch genau dort einzusetzen, wo diese am dringendsten gebraucht werden.
Uns als multidisziplinäres Team ist es wichtig, dass wir mit Hilfe sauberer Methodik valide Studienergebnisse produzieren. Genauso wichtig ist es uns allerdings, dass der Leser die Botschaften, die in den Studienergebnissen liegen, versteht. Wir wollen keine trockenen Abhandlungen schreiben, die wegen einer Kombination aus Zahlenreihen und wissenschaftlichem Fachjargon dann doch nur ungelesen in einer Schublade verschwinden.
Die passgenaue Stakeholderkommunikation zu unseren Forschungsergebnissen ist uns daher bei jeder Studie ein wichtiges Anliegen. Je nach Zielgruppe, an die die Botschaften gerichtet sind, bereiten wir die Forschungsergebnisse textlich und grafisch so auf, dass die Botschaften auch bei der angesprochenen Zielgruppe ankommen. Für die grafische Gestaltung von Print- und Onlinepublikationen arbeiten wir seit Jahren eng mit büro wagner zusammen und können Ihnen somit quasi aus einer Hand einen fertigen Studienbericht liefern. Gerne arbeiten wir aber auch mit Ihrer eigenen Presse- und Öffentlichkeitsarbeitsabteilung zusammen.
Arbeitsbeispiel