Erste Learnings aus unserem Projekt rund um Nachhaltigkeitsmanagement und Green Controlling

Zum 1. Oktober 2020 ist unser erasmus+ Projekt „eco3 – Nachhaltigkeitsmanagement und Green Controlling in der Sozialwirtschaft“ gestartet. Eine gute Zeit für uns zu reflektieren: Was sind unsere Learnings aus den ersten sechs Monaten?

Learning 1: Transnational? Spannend und anspruchsvoll zugleich

Der Großteil unserer xit-Projekte findet im deutschsprachigen Raum statt. Projekte in anders-sprachigen Ländern sind eher die Ausnahme. Daher hatte neben dem Thema Nachhaltigkeit die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg für uns einen besonderen Reiz. Und ist natürlich auch in den ersten Tagen eine Herausforderung, wenn das eigene Englisch gerade vornehmlich im Netflix-Modus Einsatz hat.

Unsere ersten Projektmeetings fanden coronabedingt alle vor dem heimischen PC statt. Inzwischen sind wir alle Homeoffices-Profis. Dennoch wäre es gerade für den Projektstart schön gewesen, sich in Wien zu treffen.

Nichtsdestotrotz hat sich der Projektleiter, FH-Prof. Mag. Peter Stepanek vom FH Campus Wien, bemüht auch dem zwischenmenschlichen Kennenlernen viel Raum zu geben: So stehen Vanillekipferl sowohl in Österreich, Tschechien, Rumänien und Deutschland hoch im Kurs. Gemeinsamkeiten verbinden und schaffen eine positive Grundstimmung, die in der Zusammenarbeit vieles einfacher macht.

Allerdings mussten wir auch feststellen, dass je komplexer die Themen werden, desto größer werden manchmal auch die Sprachbarrieren. So ist es um einiges schwieriger deutsches Sozialrecht zu erklären, weil die passenden englischen Entsprechungen oft nicht existieren. Da sind einige sprachliche Schleifen erforderlich, um sich sicher zu sein, dass auch alle das gleiche meinen und verstehen. Das zumindest fördert unser Verständnis dafür, wie kompliziert die Arbeit der Europäischen Union wohl manchmal sein muss.

Learning 2: Sozialwirtschaft ist nicht gleich Sozialwirtschaft

Obwohl alle Projektmitglieder stark mit dem Thema Sozialwirtschaft vertraut sind, sind wir alle Lernende, wenn es um andere Länder geht. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind teils beträchtlich. Das liegt zum einem ganz banal an den unterschiedlichen Größen im Hinblick auf Bevölkerungszahlen, zum anderen natürlich an der unterschiedlichen Geschichte.

In Rumänien spielt der soziale Sektor erst seit 1990 überhaupt eine Rolle und hat mit dem Eintritt in die EU einen deutlichen Schub nach vorn gemacht. Die Themen Inklusion und Armutsreduktion stehen hier im Vordergrund.

In Tschechien liegt der Fokus ebenfalls auf der Integration in den Arbeitsmarkt. Hier sind z.B. Konzepte der Sozialen Landwirtschaft bereits gut verankert. Dies ist in Deutschland in diesem Ausmaß noch nicht der Fall.

Österreich ist aufgrund seiner förderalen Struktur gut mit dem deutschen Sozialmarkt vergleichbar. Daher gibt es in den beiden Ländern auch ähnliche Herausforderungen in der Sozialwirtschaft, wie Fachkräftemangel und die Notwendigkeit zur Entwicklung von neuen Finanzierungsmodellen.

Ganz gleich, ob Unterschiede oder Gemeinsamkeiten überwiegen: Der Blick über nationale Grenzen hinweg bietet eindeutig die Chance auch die Sozialwirtschaft in Deutschland nochmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Learning 3: Nachhaltigkeit ist mehr als „ein bisschen ökologischer werden“

Ein Thema das für besonders viele kontroverse Diskussionen geführt hat und nach wie vor führt, ist unser Kernthema: Nachhaltigkeit.

Die Intensität der Beschäftigung führt dabei nicht zwangsläufig zu mehr Klarheit im Hinblick auf die Frage: Was ist eigentlich Nachhaltigkeit? Und wie kann eine Soziale Organisation nachhaltiger werden?

Nachhaltigkeit bedeutet eben nicht nur ein „bisschen umweltfreundlicher“ zu werden und die Fahrten mit dem Auto zu reduzieren. Nachhaltigkeit wird häufig so erklärt, dass es aus drei Säulen besteht, auf denen die Nachhaltigkeit ähnlich wie bei einem Tempel ruht:

  • Ökonomischer Nachhaltigkeit
  • Sozialer Nachhaltigkeit
  • Ökologischer Nachhaltigkeit

Das Bild der drei Säulen ist äußerst praktikabel und vermutlich genau deshalb auch ein gerne verwendeter Startpunkt für die Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements in Organisationen. Um dem Anspruch gerecht zu werden, auf dem der theoretische Nachhaltigkeits-Diskurs heutzutage geführt wird, erscheint jedoch eine Darstellung durch ineinanderliegende Kreise zielführender. Dadurch werden die Dynamik und die Abhängigkeiten zwischen den drei Bereichen klarer herausgestellt. Denn letztlich geben die ökologischen Ressourcen den Rahmen für die Gesellschaft und wirtschaftliches Handeln vor.

„Die getrennte Verfolgung unserer wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele hat
immer wieder zu Zielkonflikten geführt. Nachhaltige Entwicklung ist in allen Bereichen gemeinsam voranzutreiben.“ (Forum of the Future, 2004)

Dieser Ansatz ordnet die Dimensionen der Nachhaltigkeit. Es gibt keine Gesellschaft ohne Umwelt, es gibt keine Wirtschaft ohne Umwelt und Gesellschaft.

Selbst wenn man sich auf dieses gemeinsame theoretische Verständnis geeinigt hat, bietet die Frage, wie das in der konkreten Arbeit von Sozialen Organisationen umgesetzt und gelebt wird, noch viel Diskussionspotential für die nächsten 2,5 Jahre im Projekt.

Wie geht es weiter?

Aktuell bereiten wir die Interviews vor, die im Rahmen des Projektes mit Sozialen Organisationen und Social Businesses rund um die Themen Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement geführt werden sollen. Die Ergebnisse werden sowohl für die Vorlesungen, als auch für die Planspiele „Green Monopoly“ genutzt.

Darüber hinaus arbeiten wir zum einen an der Fertigstellung des Whitepapers, das einen Überblick über die zentralen Projektthemen gibt als auch an der Website für das Projekt. Die Website des Projektes wird bald online gehen und liefert dann noch mehr Einblicke in die Arbeit im Projekt.

Wir freuen uns auf die nächsten Projektschritte und Lernerfolge!