xit GmbH berät Caritas in Iaşi (Rumänien)

Oder: Wie finanziert man sozialwirtschaftliche Organisationen, wenn der Staat kein Geld hat?

Seit November 2013 berät die xit GmbH den Diözesancaritasverband in Iaşi (Rumänien). Ausgangspunkt für das Projekt war der auch sozialwirtschaftlichen Unternehmen in Deutschland vertraute Befund, dass die Organisation in den letzten zwei Jahrzehnten eine stürmische Entwicklung durchlaufen, ihre Aufgabenfelder erweitert, die Hilfsangebote vermehrt hat und nun auf dem Weg zu einer professionellen Organisation sozialer Dienste im Nordosten Rumäniens ist.

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben jedoch auch die Fragen nach einer funktionalen Organisationsstruktur, nach Managementtechniken, Ressourcenmanagement, Verwaltungsprozessen und Personalentwicklung sowie insbesondere nach der Finanzierung der Angebote mit sich gebracht. Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen und die zu erwartenden Entwicklungen möchte die Caritas in der Diözese Iaşi nun ihre strategische Ausrichtung und ihre Organisation überprüfen.

Im Mittelpunkt des Beratungsprojektes stand zunächst eine 360°-Analyse der Organisation, die alle Bereiche der Organisation umfasste (Umfeldbedingungen, spezifische Herausforderungen des rumänischen Systems der sozialen Sicherung, Organisation der Leistungserbringung, Finanzierung, Leistungsfähigkeit einzelner Geschäftsfelder, Ressourcenmanagement, Steuerung und Controlling, Personalmanagement, Unternehmenskultur etc.). Auf der Basis der Umfeld-, Organisations- und Portfolioanalyse werden nun in den kommenden Monaten die Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle strategisch neu ausgerichtet.

Da kaum staatliche Mittel für die Arbeit der Caritas in Iaşi zur Verfügung stehen, bietet das Projekt wie unter einem Brennglas geradezu idealen Anschauungsunterricht für Organisationen, die sich für die Frage interessieren, wie man sozialwirtschaftliche Angebote finanzieren kann, wenn der Staat keine Mittel zur Verfügung stellt. Neben der Akquise von Spenden (die vor allem aus dem Ausland kommen) und der Einwerbung von Projektmitteln (z. B. von der EU) bleibt sozialwirtschaftlichen Organisationen in Osteuropa häufig nur die Weiterentwicklung des Angebotsportfolios in Richtung eines social entrepreneurship. D. h. die soziale Organisation entwickelt sich zu einer unternehmerisch handelnden Organisation, die ihre Dienstleistungen überwiegend über nicht-öffentliche Umsätze finanziert. Dies ist auch eine Erfahrung, die wir in einem (EU-)Projekt in Bulgarien machen, in dem es um die Finanzierung von Angeboten für Haftentlassene geht (Projekt IGA).

Allerdings: Die Entwicklung marktfähiger Produkte und der Aufbau eines entsprechenden Vertriebs sind für soziale Unternehmen schon in Deutschland, unter wirtschaftlich günstigen Rahmenbedingungen (z. B. im Hinblick auf die Kaufkraft der Bevölkerung), nicht einfach. In Rumänien kommen zum schwierigen wirtschaftlichen Umfeld auch noch kulturelle Themen. So finden z. B. genossenschaftliche Modelle, die in vielen (westeuropäischen) Ländern als Organisationsform für Projekte akzeptiert und geschätzt werden (z. B. gemeinsame Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, Investition in und Nutzung von Maschinen etc.), in Osteuropa z. T. wenig Akzeptanz, weil ihnen der Geruch sozialistischer Kolchosen aus dem ancien régime anhaftet. Hier gilt es – dies ist der nächste Arbeitsschritt – intelligente und kulturell adaptierte Lösungen zu finden. Aktuell prüfen wir z. B. verschiedene Möglichkeiten eine Tischlerei wieder zum Leben zu erwecken.

Beeindruckt haben uns bei unseren Besuchen in Rumänien vor allem die Gastfreundschaft und die Tatkraft der Mitarbeiter in Iaşi, die vor dem Hintergrund bescheidener finanzieller Rahmenbedingungen enorm viel Lebensqualität für ihre Landsleute produzieren.

Wir halten Sie auf dem Laufenden, wie sich das Projekt in Rumänien entwickelt. Falls Sie sich für dieses Projekt interessieren und Fragen haben, wenden Sie sich an Herrn Stefan Löwenhaupt.